21. SONNTAG im Jahreskreis

 

„Werden nur wenige gerettet? - Werden alle gerettet?“ Was heißt hier „gerettet“? Habe ich das Gefühl, dass ich „gerettet“ werden soll? Wovon? Das setzt doch voraus, dass ich mich in einer Notlage befinde, oder wenigstens in einer unbefriedigenden Situation. Ist mein Leben befriedigend? Oder strebe ich nicht doch - bewusst oder unbewusst - nach einem besseren, vollkommeneren, endgültig erfüllten, gelungenen Leben? Und was ist das dann?

Als Christ sage ich: Das Ziel meines Lebens ist endgültig mit Gott verbunden, bei ihm zu sein. Das ist das endgültige Glück, die totale Lebenserfüllung. Dann bin ich befreit, erlöst, gerettet aus einem Leben, das immer unsicher, bedroht ist und immer Gefahr läuft zu misslingen.

„Gott möchte die Menschen aller Völker und Sprachen um sich versammeln“, sagt der Prophet Jesaja (1. Lesung). „Die Zeit kommt, dass ich die Menschen aller Völker und Sprachen versammle. Sie alle werden zu mir kommen und meine Herrlichkeit sehen.“ Gott will für alle Menschen da sein, egal welcher Rasse, Hautfarbe, Religion... Er ist der Schöpfer aller Menschen, allen hat er „den Lebensatem“ eingeblasen, alle hat Gott „zu seinem Bild“ gemacht, wie es schon am Anfang der Bibel heißt. Und auch Jesus bestätigt das: „Gott möchte nicht, dass einer von euch verloren geht.“ Gott will, dass alle gerettet werden. Ist das nicht erfreulich, eine gute Nachricht, eine frohe Botschaft?

Andererseits hört man oft: „Wenn Gott so gut und so lieb ist, dann wird uns schon nichts passieren!“ Vielleicht ist das eine Reaktion auf frühere Zeiten, wo Gott fast ausschließlich als strenger Richter gesehen wurde, vor dem man Angst hatte. Jetzt aber wird der „liebe Gott“ verniedlicht, wie der „Herrgott“ in Heurigenliedern: Er ist der liebe Opa, der ja nett und ungefährlich ist. Die heutigen Worte von Jesus sind eine Warnung vor solchen Vorstellungen.

Im Joh-Ev sagt Jesus: „Ich bin die Tür“. Seine Person und seine Botschaft sind entscheidend für unseren Zugang zu Gott. Er sagt: Wichtig ist was du tust. Wir müssen Gott bewusst suchen, uns auf den Weg machen, uns bemühen und anstrengen. Schon am Anfang wurde das Christentum den „neue Weg“ genannt. Dein Taufschein und Kirchenbeitrag, sogar der Sonntagsgottesdienst sind noch keine Berechtigungsscheine für den Himmel. Die Anmeldung deiner Kinder zur Taufe oder Erstkommunion ersetzt nicht dein persönliches Beten und deine christliche Lebensführung. „Nicht wer zu mir ruft „Herr! Herr!“ kommt in das Himmelreich, sondern wer den Willen Gottes tut!“, sagt Jesus. Mache die Liebe zu deiner Lebenseinstellung und erfülle so den Willen Gottes, so wie du es kannst, aber konsequent. Nimm deinen Glauben ernst. Man soll dir ansehen können, dass du aus dem Glauben heraus lebst und handelst, auch wenn du immer wieder einmal schwach wirst.

Der Weg zu Gott ist nicht bequem. Die Liebe ist nicht bequem. Die enge Tür aber steht nicht am Ende, sondern mitten in meinem Leben. Nicht irgendwann einmal muss ich mich durch sie „hindurchwuzeln“, sondern heute steht sie da. Heute kann ich versuchen, auf bequemem Weg an ihr vorbeizukommen, oder versuchen, „mit allen Kräften“ durch sie zu gelangen. Das ist jedes Mal der Fall, wenn ich mich entscheiden muss, im Sinne Jesu, im Sinne Gottes, zu handeln.

Wird Gott am Ende meines Lebens zu mir sagen können: „Du hast nach deinem Vermögen, mit deinen Kräften, in deinem Bemühen grundsätzlich Recht getan“? Hast du ein Leben in Liebe gelebt?“ Oder: „Wer war glücklich, dass du gelebt hast?“ Nicht Gott urteilt oder verurteilt, sondern wir selbst, indem wir seinen Weg gehen oder nicht. Davon hängt unsere Rettung ab. Wenn wir jetzt, in diesem Leben, den Weg den Jesus zeigt verweigern, werden wir vielleicht zu den Ersten, den Wichtigen, in dieser Welt gehören. Aber schlussendlich, vor Gott, werden wir zu den Letzten gehören. Mit seinen aufrüttelnden Worten will Jesus uns das bewusst machen.

Folgendes Gebet trifft den richtigen Ton: "Herr, wie gut wäre es, könnte ich eines Tages mit schmutzigen Händen vor dir stehen. Du würdest zu mir sagen: „Es war gut. Du hast dich eingemischt. Du hast angepackt. Du hast auch Fehler gemacht, hast verletzt, hast verdorben. Aber du hast deine Hände nicht im Schoß versteckt. Du gibst sie mir gebraucht zurück."

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